Forschungsverbund: Uni Jena (Koordination), Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Universität Potsdam.
Teilprojekt Jena: „Cosmopolitanism, Nationalism and Intercultural Competence in On-line Contexts”
Laufzeit: 1.11.2020 – 31.10.2024
Internationale Partner: University of Limerick (Irland), Universidade Federal de Minas Gerais (Belo Horizonte, Brasilien), Kibbutzim College of Education, Technology and the Arts (Tel Aviv, Israel)
Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Programm: “Kleine Fächer: Zusammen stark”
Der Projektverbund ReDiCo verfolgt ein wissenschaftliches und ein strategisches Ziel:
Das wissenschaftliche Ziel ist die Erforschung interkultureller Praktiken und Diskurse im digitalen Raum, die von zunehmender gesellschaftlicher Bedeutung sind. Sie haben einen disruptiven Einfluss auf die Identität, auf die soziale Kohäsion von Gemeinschaften und auf den Kulturwandel. Folglich soll die Berücksichtigung der Digitalisierung im Theoriefundus des kleinen Fachs Interkulturelle Kommunikation gestärkt werden.
Damit verbunden ist das strategische Ziel von ReDICo, nämlich die Stärkung des Fachs Interkulturelle Kommunikation auf nationaler und transnationaler Ebene unter Einbindung von Verbundpartnern und externen Partnern. Ein starker interdisziplinären, internationaler Netzwerk von Wissenschaftler*innen der “digital interculturality” soll entstehen.
Wissenschaftliche Spezifika:
Die Neuheit und Attraktivität des Forschungsansatzes von ReDICo liegt in der Verbindung, die zwischen den Internet Studies und der Interkulturellen Kommunikation hergestellt wird, indem die finanzierten, exzellenten Post-Docs (Luisa Conti, Fergal Lenehan, Roman Lietz und Milene Mendes de Oliveira) neue Zusammenhänge von Interkulturalität in einer durch Digitalisierung durchgedrungenen Gesellschaft untersuchen. Das wissenschaftliche Gesamtziel des Vorhabens ist die Begleitung eines Paradigmenwechsels innerhalb der interkulturellen Kommunikation, der dem Fach weitere und vor allem zeitgemäße Relevanz verleihen wird. Die Veranlassung eines ,digital turn’ im kleinen Fach Interkulturelle Kommunikation wird das Gebiet in seinem Profil stärken und auch zukünftig zur Pluralität der gesamten Hochschullandschaft beitragen. Dadurch wird Jena als Zentrum der digitalen Forschung weiter gestärkt.
In Jena werden drei empirische Projekte ausgeführt, woran eine Phase der Theoriebildung angeschlossen ist:
1) Digitaler kosmopolitischer Europäismus
Die Perspektive der interkulturellen Digitalität führt eine komplett neue Perspektive auf Europastudien ein, verbunden mit einem bislang kaum berücksichtigten aber höchst aktuellen Textkorpus aus der Social-Media-Plattform Twitter. Methoden der (digitalen) Texthermeneutik werden mit qualitativen sozialwissenschaftlichen Interviewmethoden zusammengebracht, um ein facettenreiches Bild von dem neuen digitalen kosmopolitischen Europäismus zu bekommen.
2) Interkulturelle Kompetenz und kommunikative Praktiken im Rahmen internationaler Zusammenarbeit in virtuellen Umgebungen
Im Fokus dieser Teilstudie stehen Online-Interaktionen zwischen Menschen, die verschiedene Erstsprachen haben und aus verschiedenen Nationen stammen, die gemeinsam in einem für sie neuen, virtuellen Kontext Aufgaben kooperativ bewältigen sollen. Welche Faktoren fördern die Entstehung einer Teamkultur? Was regelt die Entstehung von Machtverhältnissen innerhalb einer gleichgestellten Gruppe? Welche Moderationstechniken wirken förderlich bzw. hinderlich, um die Prozessteilnehmenden zur echten Partizipation anzuregen?
3) (Nationalistisch rekursive) counter-public-spheres in britischen und deutschen Nachrichtenportalen
Die in Leserforen und Kommentarspalten entstehenden Argumentationsstrategien werden hinsichtlich ihrer (In-)Kohärenz sowie ihrer Verbindung zu Othering und „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit” analysiert. Digitale Texte sind in diesem Kontext von Leserforen und Kommentarspalten sowohl als bedeutungsgebende Symbolsysteme zu verstehen, als auch als kontextbedingte Aktionen beziehungsweise Interaktionen im virtuellen Raum. Hermeneutische analytische Methoden sind hier ebenso wie ethnographische Methoden notwendig, um diese grundsätzlich nicht-statischen Texte und um die innere Logik von Online-Interaktionen zu verstehen.
Theoriebildung: Nach dem Abschluss der Teilforschungsprojekte entwickeln die vier ForscherInnen gemeinsam eine gemeinsame Theorie digitaler Interkulturalität.
Maßnahme im Bereich Stärkung des kleinen Faches:
ReDICo verfolgt das strategische Ziel, die (inter-)nationalen Akteure des kleinen Fachs Interkulturelle Kommunikation zu vernetzen und somit das Kleine Fach zu stärken.
1) 2021 Einführungskonferenz in Jena
2) Zusammenarbeit mit Partnern in Irland, Israel und Brasilien in der Austragung von drei hybriden E-Co-Konferenzen, die online und simultan an je zwei Standorten stattfinden, dabei einem weltweiten Publikum leicht und kostenfrei zugänglich sind. Jede Konferenz wird von einer anderen ausländischen Partneruniversität co-organisiert. Drei open-access E-Books auf Basis der E-Co-Konferenzen zum Thema Digitale Interkulturalität werden publiziert, eine Sonderausgabe der in Jena verortete Interculture Journal ist geplant.
3) Den Ausbau von dem in Jena geführten, internationalem online Campus „Glocal Campus“ mit einem neuen Plattform zu dem Thema „Digitalen Interkulturalität“, wo Forscher*innen sich über Ländergrenzen und Disziplinen hinweg vernetzten können. Somit wird eine nachhaltige und attraktive Struktur zur translokalen Vernetzung und Kollaboration der Akteure im Fach Interkulturelle Kommunikation entstehen.
4) Förderung von Nachwuchswissenschaftler*innen durch Doktorandenkolloquien, Ringvorlesung und auf den zentralen Erkenntnissen basierenden Open Educational Resources.
5) (indirekt) Stärkung von Jena als Zentrum der digitalen Forschung.
Verantwortlich für IWK: Dr. Luisa Conti & PD Dr. Fergal Lenehan
Projektmitarbeiterinnen: Luisa Conti, Fergal Lenehan, Carmen Pereyra, Sören Schöbel; Milene Mendes de Oliveira (Universität Potsdam); Roman Lietz (Universität Mainz)
Projektmittel: 2,1 Mio. €, davon in Jena: 1,1 Mio. € vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)